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Aus der Vereinsgeschichte

 

 

Die Gründerjahre

 

Der hiesige Kirchenkonvent hat sich bey seiner letzten Zusammentretung berathen im Betreff der Sonntag Schüler bey den langen Winternächten, daß eine Nachschule zum Rechnen und theilweiße zum Singen durch den Lehrgehilfen Spöhrer abgehalten werden solle und zwar 2 Stund in der Nacht abends 6 bis 8 Uhr, ausgenommen an Sonntagen, Feiertagen und Samstag nicht“.

Durch diesen im Gemeinderatsprotokoll von Wiernsheim im November 1855 protokollierten Beschluss kam es zu den ersten Zusammenkünften, bei denen gemeinsam gesungen wurde – 1855 unter dem Lehrgehilfen Spöhrer und 1956 unter dem Lehrgehilfen Schroth. Im Herbst 1857 beschlossen 28 Mitglieder der zu dieser Nachschule angehaltenen ledigen Schüler, förmlich einen Liederkranz zu gründen. Am 28. Oktober 1857 wurde die Probe abgelegt und mit weiteren nachbarlichen Liederkränzen eine Fahne geweiht. Diese Fahne wurde von der Tochter des damaligen Pfarrers Hauf gestickt. Die Kosten von 110 fl 55 xr wurden von der Gemeindekasse bezahlt. So blieb die Fahne Eigentum der Gemeinde und wurde im Rathaus aufbewahrt.

Die Kriege 1866 und 1870/71 störten die zunächst ruhige Weiterentwicklung des Vereins und führten schließlich wohl zum Erliegen der Vereinsaktivität. Nach einem alten Protokoll wurde der Verein am 10. Dezember 1877 wiedergegründet; er zählte damals 33 Mitglieder. Am 18. November 1883 schlossen sich abermals einige Mitglieder zu einer Neugründung des Vereins zusammen. Die Dirigenten, häufig zugleich Kassierer und Schriftführer, waren meist Unterlehrer.

In finanzieller Sicht waren diese ersten Jahre für den Verein schwierig. In der Kasse herrschte Ebbe und so ersuchte der Verein um einen Zuschuss aus der Gemeindekasse, um die Vergütung aufzubringen für die Gesangslehre. Zum Heizen des Übungslokals erhielt der Verein außerdem jährlich unentgeltlich einen Raummeter Buchescheiter oder Prügel.

Im Jahre 1878 beteiligte sich der Verein bei einem Sängerfest in Leonberg zum ersten Mal an einem Preisgesang. Unter der Leitung von Lehrer Reinöhl wurde das Lied „Nun bricht aus allen Zweigen“ vorgetragen. Als Ehrengabe erhielten die Sänger eine Gitarre. Auch in den Folgejahren beteiligten sich sie Sänger immer wieder an Wertungs- und Preissingen – meist mit gutem Erfolg.

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Das frühe 20. Jahrhundert

 

Im Juli 1907 wurde das 50jährige Bestehen des Vereins mit einem dreitägigen Fest mit Wettgesang und Fahnenweihe in würdiger Weise gefeiert. Doch in den folgenden Jahren hatte der Verein Mühe, die Singstunden durchzuhalten; er zählte damals nur noch 45 Mitglieder.

Bereits in seinen frühen Jahren war der Liederkranz Mitglied übergeordneter Gremien. So belegt zum Beispiel eine Quittung aus dem Jahre 1901 die Mitgliedschaft beim Strohgäu-Sängerbund. Und in einem alten Protokollbuch finden sich Aufzeichnungen über den am 30. Juni 1907 in Wiernsheim im Gasthaus Löwen stattgefundenen Delegiertentag, bei dem Vertreter mehrerer Gesangvereine Richtlinien für Wettgesänge festlegten. Bei den Wettgesängen handelte es sich häufig um „Preissingen“, denn trotz sonst recht unterschiedlicher Meinungen über den Ablauf war man sich doch einig „… ein Preissingen mit stärkerer Konkurrenz sei für einen Verein weit besser, überhaupt wenn es ihm gelinge, einen schönen Preis zu erzielen.“

Bei aller Freude an der Teilnahme an Wettgesängen und Sängerfesten, war die Teilnahme an Veranstaltungen außerhalb Wiernsheims damals eine recht mühevolle Angelegenheit. So liest man zur Teilnahme am Enzgau-Sängerfest 1907 in Vaihingen: „Es wurde vom Verein beschlossen, das Fest zu besuchen, nun handelte es sich darum, ob man diesen Weg zu Fuß gehen oder mit dem Fuhrwerk machen soll. … Bei der darauffolgenden Abstimmung fielen 10 Stimmen für Fahren 8 dagegen.“

Das letzte Preissingen vor dem 1. Weltkrieg, an dem sich der Liederkranz Wiernsheim beteiligte, fand 1914 in Bietigheim statt. Unter seinem Dirigenten Oberlehrer Müller ersang sich der Verein dabei einen Ia Preis.

Dann setzte der 1. Weltkrieg 1914-1918 der Vereins- und Sängertätigkeit ein vorläufiges Ende. 14 Vereinsmitglieder kamen im Krieg ums Leben.

   

 

Die goldenen (?) 20er und die schweren 30er Jahre

Von Juli 1919 an konnten die Singstunden wieder aufgenommen werden. Durch Weihnachtsfeiern, Sommer- und Waldfeste, Ausflüge usw. wurde das Zusammengehörigkeitsgefühl der Sänger gestützt und gestärkt.

Am 1. Februar 1919 beschlossen die Mitglieder in ihrer Generalversammlung (im Gasthaus Adler), dem Arbeitersängerbund beizutreten sobald die finanzielle Lage des Vereins dies zulasse.

1922 schloss sich der Liederkranz dem in Mühlacker neu gegründeten „Enzgau“ an.

Die Inflation brachte auch in die Kasse des Liederkranz große Turbulenzen. Bei der Mitgliederversammlung im Juli 1922 wurde noch eine Erhöhung des monatlichen Mitgliedsbeitrags von 2 Mark auf 5 Mark beschlossen, im Januar 1923 waren es schon 30 Mark pro Monat, von April bis Juni 1923 stieg der Beitrag gar auf 1.000 Mark. Nach Einführung der Rentenmark wurde durch die Generalversammlung im Februar 1924 der Monatsbeitrag wieder auf moderate 25 Pfg. festgesetzt.

Die schlechte Kassenlage ließ 1924 immer wieder Überlegungen aufkommen, aus dem Gau und dem Sängerbund auszutreten; im November 1924 wurde beschlossen, sofort den Austritt zu erklären.

Über einen Mangel an Sängern und Mitgliedern brauchte sich der Liederkranz in diesen Jahren dagegen ganz und gar nicht beklagen. 1924 nahm der Verein zum ersten Mal nach dem Krieg wieder an einem Wertungssingen teil und erhielt in Birkenfeld das Prädikat „sehr gut“. Auch beim Sängerfest in Ottenhöfen im Juni 1928 konnte der Verein unter seinem Dirigenten Talmon einen 1a Preis erringen.

Zu Beginn der 30er Jahre ließ der Singstundenbesuch jedoch so sehr zu wünschen übrig, dass die gesamte Vorstandschaft mit Rücktritt drohte, sollte sich die Situation nicht deutlich bessern. Es wurde besser und so beging der Verein sein 75jähriges Jubiläum vom 11. bis 13. Juni 1932 mit einem schönen und harmonischen Fest. Wie bei solchen Jubiläen üblich, fand auch ein Gesangswettstreit statt, an dem sich 15 Vereine beteiligten. Angesichts der wirtschaftlichen Notlage der Vereine und ihrer Mitglieder gab es statt der seither üblichen Pokale Geldpreise für die Vereine.

1934 konnte wiederum ein großer musikalischer Erfolg verbucht werden: Mit 34 Sängern nahm der Verein beim Schwäbischen Landessängerfest in Heilbronn teil. Unter dem Dirigenten Talmon wurde mit dem Lied „Übers Jahr mein Schatz“ die Note „vorzüglich“ und damit ein 1. Preis im einfachen Volksgesang erreicht.

Mit der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 wurden auch die Gesangvereine gleichgeschaltet. Sämtliche Lieder durften nur noch vom Schwäbischen Sängerbund geliefert werden, jeder Verein musste ein Exemplar der Deutschen Sängerzeitung beziehen und im Vereinslokal aufhängen, die seitherigen Vorstände wurden nun zu „Vereinsführern“. Unter diesen reglementierten Bedingungen verloren viel Sänger die Freude am Singen. Hinzu kam die schlechte wirtschaftliche Lage. Das Leben vieler Sänger war von Arbeitslosigkeit  und Geldmangel geprägt. So ging bis zum Jahre 1935 die Mitgliederzahl um 20 Personen zurück.

   

 

Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegsjahre

 

Im August 1939 begann der zweite Weltkrieg und viele Sänger wurden eingezogen. 14 von ihnen kamen nicht mehr heim. Der Vereinsbetrieb blieb während des Krieges ziemlich ruhig.
Die (noch) nicht eingezogenen Sänger bemühten sich, zu den Kämpfenden Kontakt zu halten und schickten ihnen Feldpostpakete. Nur in unregelmäßigen Abständen trafen sich die Daheimgebliebenen und die ersten Rückkehrer zum Singen. Wichtige Aufgaben des Vereins waren der Grabgesang bei der Beerdigung von Gefallenen oder von Mitgliedern und das Begrüßen der Heimgekehrten in Form von Ständchen.

Der Krieg ging zu Ende. Die Freude am Gesang war zum Glück nicht verlorengegangen und so wurden im Sommer 1947 unter dem Dirigenten Artur Nergert die Singstunden wieder aufgenommen. Unter seiner Leitung entstand allmählich wieder ein Klangkörper, dessen gesangliche Leistungen überall Beachtung und Anerkennung fanden.

Während es sich Ende der 40er Jahre noch schwierig gestaltete, neue Sänger zu gewinnen, wuchs der Chor 1951/52 allmählich wieder. Das Jahr 1951 war für den Verein ein sehr erfolgreiches Jahr, mit vielen hervorragenden Auftritten, die begeisterten Anklang fanden.

1952 wurde durch den Enzgau beschlossen, sich dem Schwäbischen Sängerbund anzuschließen

Leider ließ der Schwung der frühen 50er schon bald drastisch nach. Nur wenige Aktive kamen zum Singen, die Pünktlichkeit ließ sehr zu wünschen übrig, eine kontinuierliche Probenarbeit war nur schwer möglich, so dass des öfteren Auftritte abgesagt werden mussten. Diese unbefriediegende Situation veranlasste schließlich Vorstand Ernst Stähle im Juni 1956 zum Rücktritt.

Im Dezember 1954 wurde die Neufassung bzw. Ergänzung der Vereinssatzung beraten. Am 18.02.1956 wurde sie auf der Generalversammlung angenommen.

 

 

1957 beging der Verein sein 100jähriges Jubiläum vom 29. Juni bis 1. Juli mit einem glanzvollen Fest. Verbunden mit den Jubiläumsfeierlichkeiten hatte man einen Heimattag angesetzt, der in enger Zusammenarbeit mit Bürgermeister Rottner geplant und durchgeführt wurde. Der ganze Ort war festlich geschmückt und mit dem Festbankett, Tanzmusik an allen drei Festtagen, Festzug, buntem Unterhaltungsabend, Konzert- und Freundschaftssingen, Vergnügungspark und Kinderfestzug sowie einem Heimatabend erlebte die Gemeinde bei herrlichem Wetter drei außergewöhnliche Tage, an die man sich bis zum heutigen Tage gerne erinnert.

Doch schon bald kehrte der Alltag wieder ein. Nach wie vor wurde der schlechte Singstundenbesuch beklagt. Dazu kam eine über Monate anhaltende Diskussion über den Probenraum: Rathaussaal oder Bürgersaal, und über den Probentag: Dienstag oder Samstag. Nur mit Mühe ließ sich die Harmonie des Jubiläumsjahres erhalten.

Schon seit geraumer Zeit hatte man versucht, junge Leute für das Singen im Gesangverein zu gewinnen. Am 3. März 1959 gelang es durch das Engagement von Arno Jentzsch und Fritz Wasse, einen Jugendchor mit etwa 25 Jugendlichen zu gründen. Die Chorleitung übernahm Sänger Fritz Wasse. Man war zu recht stolz auf diese Neugründung. Schließlich war der Jugendchor zu dieser Zeit der zweite Jugendchor im ganzen Enzgau.

Kurz darauf übernahm Fritz Wasse auch die Leitung des Männerchores, da Artur Nergert, der den Männerchor nach Kriegsende wieder aufgebaut und seitdem bestens geleitet hatte, aus „gesundheitlichen“ (oder vielleicht auch anderen) Gründen seit Amt aufgab.

In der gleichen Zeit waren auch Bestrebungen im Gange, eine Gemeinschaft auf der Platte zu gründen, um die eingetretene Festflut in erträgliche Bahnen zu lenken. Nach Vorstellung des Initiators Arno Jentzsch sollte nicht jeder Verein jährlich ein Sommerfest veranstalten, sondern es sollte nur ein gemeinsames Fest im Turnus abgehalten werden. Am 30. März 1959 gründeten die Gesangvereine aus Pinache, Serres und Wiernsheim die „ G. V. Plattengemeinschaft“. Das erste „Plattenfest“ fand am 19. Juli 1959  in Serres statt.

Am 5. Juli 1959 nahm eine Abordnung beim Liederfest des Schwäbischen Sängerbundes die „Zelterplakette“ entgegen, die dem Liederkranz anlässlich seines 100jährigen Bestehens überreicht wurde.

   

 

Die 60er Jahre – Krise und Aufschwung

Anfang der 60er Jahre durchlebte der Männergesangverein eine schwere Zeit. Der Singstundenbesuch ließ immer mehr nach; Vorstand Eugen Steimle und Chorleiter Fritz Wasse vermissten bei den Sängern immer mehr die Freude am Singen und wünschten sich zudem eine bessere Kameradschaft.

Vom 7. bis 9. Juli 1961 richtete der Liederkranz Wiernsheim das Plattenfest in der Dreschhalle aus. Trotz der internen Probleme wurde es ein großer Erfolg

Um mehr Wiernsheimer Männern das Singen zu ermöglichen, wurde ab Anfang 1962 die Singstunde auf den Freitagabend gelegt. Im Februar 1962 richtete der damalige Vorstand Arno Jentzsch in einem Brief einen eindringlichen Aufruf an alle "Sangesfreunde", dem Verein die Treue zu halten und ihn durch aktive Mitarbeit zu unterstützen. Doch auch dies brachte keine dauerhafte Besserung.

Beim Jugendchor schlich sich ebenfalls Müdigkeit ein – 1963 löste er sich auf.

Nur 17 Sänger(!) – mit einem solch kleinen Chörle stand man im Mai 1963 beim Liederabend der Plattengemeinschaft in Pinache auf der Bühne. In der darauffolgenden Woche kamen die Sänger zu dem Entschluss, unter diesen Umständen nicht mehr zu singen. Mit  massiver Unterstützung von Bürgermeister Gockeler wurde über eine Sonderausgabe der "Platte" ein flammender Appell an die Bevölkerung gerichtet, den Gesangverein nicht sterben zu lassen. Die Entscheidung über den Weiterbestand sollte in der Singstunde am Freitag, dem 24. Mai 1963 fallen. Die erfreuliche Zahl von etwa 30 Sängern, die an diesem Tag erschienen, machte wieder Mut, so dass der Männergesangverein den Gedanken der Auflösung wieder beiseite legen konnte.

In einer solchen Besetzung konnte man sich getrost am Wertungssingen beim Gauliederfest im Juli 1963 in Mühlacker beteiligen. Die Kritik für den Vortrag bestätigte den neuen Aufwärtstrend: „Der Männergesangverein Wiernsheim hat eine schöne Leistung geboten, Dirigent und Sänger haben den reichen Beifall wohl verdient.“

In den Folgejahren konnte man sich über einen stetigen Zuwachs an Sängern freuen – allein der Singstundenbesuch und die Pünktlichkeit ließen weiterhin zu wünschen übrig.

Im Juni 1964 wurde in Wiernsheim auf dem Festplatz „Bei der Linde“ das 6. Plattenfest gefeiert – ein grandioses Fest mit viel Gesang auf hohem Niveau, Tanz und einem überaus unterhaltsamen Rahmenprogramm.

Nicht nur als Organisator eigener Veranstaltungen, auch als Gast bei zahlreichen anderen Gruppen und Vereinen war der Männerchor in diesen Jahren gern gesehen und gern gehört.

1968/69 wurde es aus steuerlichen Gründen notwendig, eine neue Satzung zu beschließen. Gleichzeitig wurde der Verein in das Vereinsregister eingetragen und erhielt dadurch den Zusatz „eingetragener Verein (e.V.)“ und den Status der Gemeinnützigkeit.

   

 

Die 70er Jahre – eine Erfolgsgeschichte

 

 

Das neue Jahrzehnt begann in  guter Stimmung und mit einem weiterhin deutlich spürbaren Aufwärtstrend. Die Sängerzahl nahm stetig zu; bei vielen Veranstaltungen innerhalb und außerhalb der Gemeinde war der Liederkranz aktiv. Auch innerhalb des Vereins war immer etwas los: zahlreiche Ständchen, Ausflüge und gemeinsame Feste waren Ausdruck der guten Gemeinschaft.

1970 wurde erneut ein Kinder- und Jugendchor gegründet, der soviel Anklang fand, dass er schon bald auf die stattliche Zahl von 30 Kindern und Jugendlichen anwuchs. Die Chorleitung übernahm wieder Fritz Wasse; unterstützt wurde er dabei von Vizedirigent Otto Jäger. Über viele Jahre hinweg bereicherte der Nachwuchs die Jahresfeiern. Häufig gab es gemeinsame Auftritte mit den „Großen“ und auch so manche Veranstaltung außerhalb des Vereins wurde gemeinsam besucht.

 

Das Ausrichten des Plattenfestes lag 1972 wiederum in den Händen der Wiernsheimer Sänger. Mit eigenen Kräften wurde bewirtschaftet, zudem der Bunte Abend am Sonntag in Eigenregie bestritten und natürlich beim Festbankett am Samstag in dem aus mehr als 100 Sängern bestehenden Chor der Plattengemeinschaft mitgesungen. Der Andrang war an allen Tagen so groß, dass das Festzelt kaum alle Gäste aufnehmen konnte. Alles war begeistert – einen besseren Lohn für soviel Arbeit konnte man sich nicht wünschen. Angespornt durch diesen Erfolg, wurde das Plattenfest 1974 auf gleiche Art und Weise ausgerichtet und war wiederum ein grandioser Erfolg, bei dem die Besucherzahl abermals stieg.

Im April 1974 mussten die Sänger eine vertraute Gewohnheit aufgeben: den Gang in das seit einem halben Jahrhundert vertraute Vereinslokal, das Gasthaus „Adler“. Ein neuer Pächter war eingezogen. Er hielt nicht allzu viel vom Singen, so dass es immer wieder zu Spannungen kam. Der Bürgersaal wurde nun die neue Bleibe für die Singstunden.

Mitte der 70er Jahre tauchte ein neuer Feststil in den Gemeinden auf – Hocketse oder Straßenfest genannt. In Wiernsheim fand ein solches Straßenfest zum ersten Mal am 18. und 19. September 1976 statt. Auch der Liederkranz war mit von der Partie. Auf neuen Wein und Zwiebelkuchen, Hähnchen und Pommes Frites hatte man sich spezialisiert  – das war für die Gäste sehr verlockend und bescherte dem Liederkranz für viele Jahre gute Einnahmen.

Ebenfalls 1976 gab es eine weitere Neugründung im Verein: Im Frühjahr 1976 fanden sich einige Sänger zusammen und gründeten eine Mundharmonikagruppe, die fortan über viele Jahre hinweg ein sehr beliebter Publikumsmagnet war. Bei ihren Proben und Auftritten wurden sie von Manfred Dannecker, dem Leiter des Knittlinger Mundharmonikaorchesters unterstützt.

Das Plattenfest 1977 war wieder ein voller Erfolg für die Wiernsheimer Sänger und ihren Chorleiter. Eine Sternwanderung der Sänger des mittleren Enzgaus nach Wiernsheim rundete das Fest ab. 400 Sänger kamen und wurden aus der Feldküche bestens mit Gulasch und Spätzle verpflegt.

Im Laufe des Jahres 1977 wurde dann auch die lange angestrebte „40“ erreicht: 40 aktive Sänger gehörten nun dem Männerchor an; 40 Singstunden wurden in diesem Jahr absolviert und das mit einem beachtlichen Durchschnitt von 36 Sängern pro Singstunde.

Mit einem solch starken Chor ließ sich gut arbeiten und es wurde in der Tat unglaublich viel gearbeitet. Fast 100 Singstunden, Ständchen  und viele Auftritte absolvierten die Sänger 1978, nahmen dazu erfolgreich am Kritiksingen in Straubenhardt teil, wirkten beim Plattenfest in Serres mit, waren beim Straßenfest dabei und veranstalteten eine gelungene Jahresfeier.

Um den Jugendchor war es etwas ruhiger geworden, doch ab 1979 ging es auch dort unter dem neuen Chorleiter Reinhard Großmüller wieder bergauf.

   

 

Die 80er Jahre - … und noch ein Jubiläum

 

 

Und weiter ging es auf der Erfolgsspur. Ständig und überall begegnete man 1980  dem Männergesangverein: als Veranstalter eines Mundharmonikakonzertes, als Ausrichter des Plattenfestes, beim Straßenfest, bei der allseits beliebten Jahresfeier des Liederkranz, bei zahlreichen Ständchen und Gastauftritten bei anderen Vereinen. Auch der Kinder- und Jugendchor wirkte unüberhörbar und erfolgreich bei vielen Veranstaltungen mit.

1982 beging man das 125jährige Jubiläum mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen. Den Anfang machte ein Jubiläumskonzert am 24. April 1982, das aus Platzgründen in die Festhalle nach Mönsheim verlegt werden musste. Vom 20. bis 23. August wurde dann auf dem Festplatz bei der Linde sowie in der angrenzenden Schulturnhalle das eigentliche Jubiläumsfest gefeiert. Festbankett, Heimattag (in enger Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Oehler), Konzert- und Freundschaftssingen, Festzug, bunter Abend, Kinderfest und Familiennachmittag - über fast vier Tage hinweg wurde ein Programm geboten, an das viele Gäste aus Fern und Nah sich bis auf den heutigen Tag gerne erinnern.

Ein ökumenisches Kirchenkonzert in der evangelischen Kirche in Wiernsheim, gemeinsam mit dem befreundeten Gesangverein „Frohsinn“ Schwann bildete im November den Abschluss eines glanzvollen Jubiläumsjahres.

Mit Ende des Jubiläumsjahres ging im Liederkranz nun auch die Ära „ Dirigent Fritz Wasse“ zu Ende. Über 25 Jahre hinweg hatte er den Männerchor geleitet, aufgebaut und geprägt.

Im Februar 1983 übernahm Jugendchorleiter Reinhard Großmüller die Leitung des Männerchores. Kurz danach übernahm er zudem die Aufgabe des Gaujugendchorleiters und organisierte im März 1983 sogleich ein Jugendchortreffen im Bürgersaal. Überhaupt ging es 1983 in allen Gruppen des Vereins mit der gleichen lebhaften Aktivität weiter wie im Jubiläumsjahr.

Anfang 1984 ging im Verein eine weitere Ära zu Ende: Nach  20 Jahren als 1. Kassier (1951 bis 1971) und 13 Jahren als 1. Vorstand (1971 bis 1984) schied Kurt Zundel aus der Vorstandschaft aus. In Anerkennung seiner Leistungen für den Verein wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Doch dieser Rücktritt von einem Vorstandsamt bedeutete ganz und gar keinen Rückzug aus dem Vereinsgeschehen. Bis auf den heutigen Tag steht Kurt Zundel dem Verein mit Rat und Tat jederzeit und absolut zuverlässig zur Seite.

Nach jahrelangem stabilem Aufwärtstrend setzten Mitte der 80er Jahre nach und nach Veränderungen ein, die den Verein vor neue Aufgaben und Probleme stellten.

Über viele Jahre hinweg waren die Aktiven des Vereins überaus emsig bei der Sache gewesen. Doch allmählich waren viele der Sänger „in die Jahre gekommen“ und mussten mit ihren Kräften sorgsamer umgehen. Außerdem veränderte das Fernsehen die Erwartungen der Sänger wie auch der Gäste an das Programm und das Repertoire des Gesangvereins. Ebenso wurde man mobiler, es gab  immer mehr Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.  

Für den Verein rückte das Thema „Nachwuchs und Sängerwerbung“ dringlich in den Vordergrund. Und tatsächlich, eine intensive Werbeaktion brachte 1985 vier neue Sänger und weitere passive Vereinsmitglieder. Im Jugendchor gab es starke Schwankungen  im Alter und in der Zahl der Aktiven, was ein kontinuierliches, erfolgreiches Arbeiten sehr schwer machte.

 

1987 war der Liederkranz Wiernsheim erstmals nach sieben Jahren wieder Ausrichter des Plattenfestes. In guter alter Tradition wurde ein dreitägiges Fest organisiert, dass zwar nicht ganz an den herausragenden Erfolg  früherer Jahre anknüpfen konnte, aber dennoch alles in allem ein gelungenes Fest war (wenn auch leider nicht in finanzieller Hinsicht). Für den Verein war der Höhepunkt die Überreichung einer neuen Vereinsfahne durch den Gauvorsitzenden Erhard Meyer. Zwar hatte man die alte Vereinsfahne, die man noch durch die Kriegswirren hatte retten können, so gut es ging instandgesetzt, doch hatte man es aufgrund ihres Zustandes dennoch für besser befunden, eine neue Fahne anfertigen zu lassen.

Im November 1988 weihte der Männerchor seinen Vereinsraum in der  alten Grundschule ein. Dort war ihm von der Gemeinde ein Raum zur Verfügung gestellt und dann in Eigenregie von den Sängern renoviert worden. Probenraum blieb zunächst weiterhin der Bürgersaal.

Berufliche Gründe veranlassten Chorleiter Großmüller Ende 1988 zum Ausscheiden. Sein Nachfolger wurde ab Januar 1989 Chordirektor Alex Rieger. Mit ihm wurden zum Teil neue Wege beschritten, vor allem das Repertoire um moderne Chorliteratur erweitert. Der erste große Erfolg zeigte sich bereits bei der Jahresfeier im Dez. 1989, die von vielen sowohl in punkto Unterhaltungswert als auch gesanglich als die beste Jahresfeier der letzten Jahre gesehen wurde.

   

 

Die 90er Jahre – ein Jahrzehnt des Wandels

 

 

Mit dem neuen Jahrzehnt brach eine Zeit der großen Veränderungen an.

Im Februar 1990 war der Männerchor zum ersten (und einzigen) Mal im Radio zu hören, in der Sendung „Sang und Klang“ des Südwestfunks.

Im Juni des Jahres veranstaltete der Liederkranz Wiernsheim erstmals das Plattenfest in der neu errichten Festhalle (= Lindenhalle). Wie seither üblich wurde zwar deutsch gesungen, aber nicht nur deutsche Lieder, denn das Konzertsingen stand unter dem Thema: Völker der Welt durch Lieder verbunden“.

Anfang Oktober 1990 folgte man einer Einladung des Männerchores aus Zwintschöna bei Halle und machte – dank der nun geöffneten Grenze - einen dreitägigen Ausflug dorthin.

Auch die Jahresfeier, die seit vielen Jahren immer im Bürgersaal stattgefunden hatte, wurde im Dezember 1990 erstmals in der neuen Festhalle abgehalten. Endlich hatte man viel Platz, bei etwa 300 Gästen fast ein wenig zuviel Platz.

Doch gab es leider auch negative Entwicklungen. Nach vielen vergeblichen Versuchen, Kinder und Jugendliche für das Singen zu begeistern wurde 1990 der Jugendchor aufgelöst. Auch im Männerchor nahm der Singstundenbesuch ab und von mancher Seite wurde fehlende Harmonie beklagt.

Dennoch trat der Verein immer wieder als hervorragender Organisator guter und gut besuchter Veranstaltungen in Erscheinung, sei es als Veranstalter eines Konzertes des Mittleren Bezirks im April 1991 (Besonderes Lob gab es, dass man Kunst über Kommerz gehen ließ und während der Liedvorträge nicht servierte), als Gastgeber des Männerchores aus Zwintschöna im Frühjahr 1991 oder auch mit der Jahresfeier in der Lindenhalle, für die man das Mundharmonikaorchester Knittlingen als Publikumsmagneten gewinnen konnte.

Anfang 1992 wurden erstmals Gedanken laut über die Gründung eines gemischten Chores. Otto Jäger trug die Idee vor, fand aber keine Resonanz bei seinen Mitsängern.

Die Entwicklung der Sängerzahl wurde immer bedenklicher und so startete man im August eine Haus-zu-Haus-Werbeaktion, leider nur mit einem recht bescheidenen Ergebnis. Immer häufiger wurde über die Gründung eines gemischten Chores nachgedacht. Chorleiter Alex Rieger und Vorstand Dieter Zundel interessierten sich dabei vor allem für eine ganz neue Chorgattung, den „Jungen Chor“. Mit „jung“ bezeichnete man in diesen Chören nicht das Alter der Sänger und Sängerinnen, sondern die Art der Chorliteratur: moderne, junge Lieder, häufig in englischer Sprache.

Doch auch der immer kleiner werdende Männerchor brachte nach wie vor gute Leistungen hervor. So konnte man 1992 bei einem Kritiksingen in Hemsbach immerhin einen 3. Platz ersingen und einen schönen Pokal mit nach Hause bringen.

Die neue, große Mehrzweckhalle machte es möglich, dass nun auch in Wiernsheim ein Gautag abgehalten werden konnte. Im März 1993 hatte der Verein deshalb alle Hände voll zu tun. Die hervorragende Organisation und Durchführung waren gut für den Ruf und vor allem für die Vereinskasse.

1993 war auch wieder Renovieren angesagt. Die alte Grundschule war von der Gemeinde verkauft worden. Als Ersatz für den bisherigen Vereinsraum erhielt der Verein einen Raum im ehemaligen Waschhäusle. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten zog man am 2. Oktober 1993 in das neue Domizil.

Nur eine Woche später stand die Ausrichtung des Liederabends der Plattengemeinschaft an. Unter dem Motto „Chormusik im Wandel der Zeit“ hatte man ein qualitativ ansprechendes Programm zusammengestellt. Leider ließ der Besuch dieses Konzertes zu wünschen übrig.

Bürgermeister Oehler, der die Gesangvereine der Gemeinde immer so gut es ging unterstützt hatte, initiierte im Februar 1994 eine neue Art von Konzert, das zunächst zusätzlich zu den Liederabenden der Plattengemeinschaft stattfand und sie später letztendlich ablöste: den „Wiernsheimer Konzertabend“. Die Idee war die, dass die Gemeinde für die Verpflichtung junger Künstler die finanziellen Mittel zur Verfügung stellte und die Gesangvereine sämtliche Organisation und die Gestaltung des Rahmenprogramms übernehmen sollten. Der erste Konzertabend fand in Pinache statt; auch der Wiernsheimer Männerchor wirkte mit.

Der  25. März 1994 ist zweifellos einer der ganz markanten Tage in der Vereinsgeschichte, denn an ihm ging die fast 140jährige Zeit des frauenlosen Singens im Liederkranz Wiernsheim zu Ende. 15 Frauen und Männer trafen sich zu einer ersten Chorprobe und gründeten eine Jungen Chor, der sich später den Namen „Ohrwurm“ gab.

Singende Frauen im Verein – daran schieden sich fortan die Geister. Was die einen als positive, belebende Ergänzung des Vereinslebens sahen, war für manch andere eher störend.
Viele Sänger freuten sich darüber, dass es weiterging im Verein, andere zogen sich ganz zurück.

Durch die Wahl von Edelgard Dieden und Eva Wächter als Beisitzerinnen bei der Generalversammlung im Januar 1995 bekam die Vorstandschaft erstmals offiziell weibliche Verstärkung. Und die konnte man gut brauchen, denn für das Jahr 1995 hatte man sich einiges vorgenommen. Unter anderem standen die Teilnahme beim Wiernsheimer Konzertabend (Männerchor), beim Plattenfest (Männerchor und Ohrwurm), das Straßenfest und die Jahresfeier an. Außerdem wurden ein Tagesausflug, das traditionelle Otto-Jäger-Fest und die Familienweihnachtsfeier im Bürgersaal organisiert - Veranstaltungen, die das Näherkommen und Vertrautwerden der beiden Chöre förderten.

Im Sommer 1995 wurde von Monika und Michael Kocher der Kinderchor KidsHits ins Leben gerufen. Viele Sängerinnen und Sänger im Ohrwurm hatten Kinder, die immer wieder gefordert hatten, doch auch in einem Chor Singen zu dürfen. Als Betreuer des sehr schnell wachsenden Kinderchores fanden sich Monika und Karl-Heinz Paul aus dem Ohrwurm.

Wichtige Ereignisse und Aufgaben des Jahres 1996 waren das Ausrichten des Wiernsheimer Konzertabends, der Besuch des Männerchores aus Zwintschöna, Teilnahme am Straßenfest und bei den Kindererlebnistagen, das Mitwirken des Männerchores beim Plattenfest in Serres und die Jahresfeier in der Lindenhalle.

Das 140jährige Bestehen des Vereins wurde 1997 mit einem gelungenen 2-tägigen Liederfest in der Lindenhalle gefeiert. Am Samstagabend unterhielten 10 Chöre sowie der Wiernsheimer Gemeinschaftschor mit einem eher traditionellen Programm die etwa 500 Gäste. Den Sonntagnachmittag gestalteten Kinder- und Jugendchöre und am Abend ließen in einem Konzert Junger Chöre die Sängerinnen und Sänger mit moderner Chormusik das Publikum ins Schwärmen geraten.

 

 

Leider blieb der Männerchor das „Sorgenkind“ des Vereins, denn trotz vielfältiger Werbeaktionen fand sich kein Sängernachwuchs. 1998 versuchte man deshalb, einen gemischten Chor zu gründen, in der Hoffnung, dadurch einen Aufschwung für den Männerchor zu erreichen – eine vergebliche Hoffnung, denn nur eine einzige Sängerin zeigte Interesse an dem gemischten Chor.

Im Juni 1998 wurde es international im Mittleren Bezirk und damit auch in Wiernsheim. An zwei Tagen fanden „Internationale Chorkonzerte“ in Mühlacker statt. Männerchor und Ohrwurm sangen mit und beherbergten zahlreiche Gäste. Neben dem Chorgesang vom Feinsten waren es vor allem die zwischenmenschlichen Kontakte, die noch lange im Verein nachwirkten.

Im September 1998 übernahm Katja Lust, eine der jungen Ohrwurmsängerinnen und frisch gebackene Vizechorleiterin, die Leitung des Kinderchores, musste aufgrund ihrer beruflichen Ausbildung jedoch schon nach wenigen Monaten diese Aufgabe abgeben. Überaus glücklich waren Kinder, Eltern und Verein, dass nun Bettina Hudak, eine der Gründerinnen des Ohrwurm und Vorstandsmitglied, die Regie im Kinderchor übernahm. Eine wertvolle organisatorische Stütze war ihr dabei Monika Paul, die die KidsHits schon von Anfang an betreut hatte.

Der Kinderchor wuchs, der Ohrwurm entwickelte sich zahlenmäßig und gesanglich gut, doch wie sollte es mit dem Männerchor weitergehen?  Ende des Jahre 1998 entschloss man sich, mit einem neuen Chorleiter den erhofften Aufschwung zu versuchen.

Das Ergebnis der Vorstandswahlen 1999 spiegelte ebenfalls deutlich die interne Entwicklung wider: die Männer waren amtsmüde geworden, gaben immer mehr Verantwortung an die „Jungen“ ab. Von 12 Posten waren nur noch 4 aus dem Männerchor bekleidet, 5 Ämter waren von Frauen bekleidet.

Nach Vereinssatzung gab es eigentlich gar keine Frauen im Verein. Dieser Schönheitsfehler wurde auf der Mitgliederversammlung im Januar 1999 korrigiert, als die komplett überarbeitete Satzung nach eingehender Diskussion einstimmig angenommen wurde.

Auch die Spieler der Mundharmonikagruppe kamen allmählich in die Jahre. 1998 mussten sie den Tod ihres Mitspielers Georg Dihlmann beklagen und stellten sich verstärkt die Frage, wie es mit Ihnen weitergehen solle und wie sie Nachwuchs gewinnen könnten.

Ab Januar 1999 übernahm Hans-Dieter Schulz die Leitung von Männerchor und Ohrwurm. Schon gleich wartete eine große Aufgabe auf Chorleiter und Verein: die Ausrichtung des Gautags in Wiernsheim. Mit Bravour wurde dies gemeistert.

Im September wurde eine weitere Gesangsgruppe unter dem Dach des Liederkranzes gegründet – ein Jugendchor, in dem sich vor allem viele Jugendliche fanden, die dem Kinderchor entwachsen waren, jedoch im Ohrwurm (noch) nicht ihren Platz sahen. Die Leitung übernahm die Ohrwurmsängerin Daniela Garbatzki.

Das Glanzstück des Jahres und absolut würdiger Abschluss des 2. Jahrtausends war die Jahresfeier „Das 20. Jahrhundert – ein klangvoller Rückblick“ im Oktober 1999 in der Lindenhalle. Die Lindenhalle zum Bersten gefüllt, ein Superprogramm, keine Pannen, großes Lob von allen Seiten – mit einer solchen Veranstaltung konnte man gut motiviert ins neue Jahr (-zehnt, - hundert, -tausend) starten.

   
   

 

Das 21. Jahrhundert beginnt  – … und wie geht es weiter?

 

 

Es ging gleich weiter mit der nächsten Herausforderung, die sehr gut gemeistert wurde: der Ausrichtung des Wiernsheimer Konzertabends im April 2000.

Doch der nächste Umbruch stand schon bevor. Chorleiter Hans-Dieter Schulz musste sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, stand aber bis zum Finden eines neuen Chorleiters dem Verein weiterhin zur Verfügung.

Bettina Hudak übernahm das Amt der 2. Vorsitzenden und gab dafür die Aufgabe als Kinderchorleiterin ab – doch nicht in fremde Hände, sondern an Daniela Garbatzki, die bereits schon den Jugendchor Chordination leitete.

Bei der Chorleitersuche war dem Verein das Glück hold: Thomas Ungerer übernahm im Sommer 2000 die musikalische Leitung von Männerchor und Ohrwurm.

Die erste große gemeinsame Veranstaltung war das Konzert „Winterträume“ im Februar in der Waldenserhalle in Pinache, eine abwechslungsreiche, gut gelungene Veranstaltung, bei der alle Gruppen des Vereins aktiv waren. Im Gegensatz zu den früheren Jahresfeiern hatte man sich für Konzertbestuhlung entschieden und die Bewirtung ins Foyer verlegt, eine Idee die beim Publikum durchweg gut ankam.

Einen schönen Erfolg konnten Männerchor und Ohrwurm beim Freundschaftssingen in Enzweihingen im Mai 2001 verbuchen, sowohl mit ihren Einzeldarbietungen als auch vor allem mit den gemeinsamen Liedern.

Im Oktober ging es nochmals rund als Veranstalter eines Konzertes Junger Chöre unter dem Motto „Love is in the Air“. Harmonisch arbeiteten Jung und Alt bei diesem Konzert zusammen: Planung, Dekoration und Gesang waren Aufgabe des Ohrwurm, die Bewirtung (wiederum im Foyer) wurde routiniert vom Männerchor und einigen Sängerfrauen übernommen.

Nach wie vor fehlte es an Männern, sowohl im Männerchor als auch im Ohrwurm, bei dem die Frauen deutlich in der Überzahl waren. Wie sollte man das bewerkstelligen? Jede Werbeaktion schien ungehört zu verhallen. Vielleicht ging es doch einzig und allein über die  Qualität des Singens und das Repertoire?

Mit großer Genauigkeit und Ausdauer machte sich Thomas Ungerer daran, bei beiden Chören die gesangliche Qualität zu verbessern. Stimmbildung, Atem- und Lockerungsübungen bildeten fortan den Auftakt jeder Chorprobe. Den Männerchor führte er an das ein oder andere moderne Lied heran, den Ohrwurm machte er auch mit traditioneller Chorliteratur vertraut.

Um ganz sich ganz besonders intensiv auf ein Konzert vorzubereiten, starteten der Ohrwurm und ein großer Teil des Männerchores im September 2002 zum ersten Mal zu einem Probenwochenende; eine gute und effektive neue Art des Erarbeitens des Repertoires, die außerdem sehr viel Spaß bereitet und seither fester Bestandteil in jeder Jahresplanung ist.

Doch bevor die Ergebnisse dem Wiernsheimer Publikum präsentiert werden konnten, stand im Oktober eine weitere Reise an: Anlässlich des 20jährigen Bestehens der Partnerschaft mit der Wiernsheimer Partnergemeinde Pinasca starteten 2 Reisebusse nach Norditalien, einer davon gut gefüllt mit den jungen und etwas älteren Wiernsheimer Sängerinnen und Sängern aus dem Jugendchor Chordination, dem Ohrwurm, dem Männerchor und einigen Familienangehörigen der Aktiven. Vier wunderbare, ereignisreiche Tage waren das!

Die ganz im Zeichen Südamerikas stehende Jahresfeier „La Fiesta“ im Oktober 2002 war die letzte Veranstaltung, bei der der Männerchor mitwirkte.

Im Dezember 2002 beschloss der Männerchor seine Auflösung. Seit 145 Jahren gab es ihn, in guten und in schlechten Zeiten, doch die wenigen verbliebenen Männer sahen zu diesem Zeitpunkt keinen anderen Weg mehr als den der Auflösung.

Trotzdem, nach dem Grundsatz „Jedes Ende bietet auch die Chance für einen Neubeginn“ wurde Anfang 2003 ein gemischter Chor gegründet, der im Gegensatz zum Ohrwurm eher die traditionelle Chorliteratur, überwiegend in deutscher Sprache singen würde und der den Männern des aufgelösten Männerchores weiterhin die Möglichkeit zum Singen unter dem Dach des Liederkranz Wiernsheim geben sollte. Doch nach einem guten halben Jahr musste man erkennen, dass zu dieser Zeit in Wiernsheim kein Interesse bestand an einem gemischten Chor. Schade, auch dieser Weg schien zu diesem Zeitpunkt keine Zukunft zu haben und wurde deshalb im Juli 2003 beendet.

 

 

Ganz anders ging es in 2003 bei den KidsHits und Chordination zu. Daniela Rieger (geb. Garbatzki) hatte eigens für ihre Chöre das Musical „Der Wunderwald“ geschrieben. Aufgeführt wurde es am 11. und 12. Oktober in der Waldenserhalle und wurde ein grandioser Erfolg. Eine weitere Aufführung fand daraufhin im Dezember in Heimsheim statt.

War es für den Ohrwurm 2003 in punkto Konzerte eher ruhig, so stand 2004 wieder eine Menge auf dem Programm. Mit dem Konzert „Thank you for the Music“ wurde im April das 10jährige Bestehen des Ohrwurm gefeiert. Eine gut gefüllte Waldenserhalle, tolle Chorvorträge, ausgelassene Stimmung – mehr konnte man sich für das Jubiläum nicht wünschen.

 

 

Ganz neue Wege ging der Verein im November 2004 mit einem Friedenskonzert in der evangelischen Kirche in Wiernsheim, einem inhaltlich wie musikalisch anspruchsvollem Konzert, das nicht Unterhaltung und Bewirtung als Hauptanliegen hatte, sondern zum Nachdenken anregen sollte.

Für die Mundharmonikagruppe war das Mitwirken in diesem Konzert der letzte große Auftritt als Gruppe des Liederkranz. In der Besetzung der Gruppe waren durch tragische Ereignisse personelle Änderungen unvermeidbar geworden. In Weissach wurden neue Mitglieder gefunden, durch die das Weitermusizieren überhaupt nur möglich war. Seit Anfang 2006 tritt die Gruppe nun als Mundharmonikagruppe Wiernsheim-Weissach auf.

Die Gestaltung des Wiernsheimer Konzertabends 2005 mit Projektchor und Orchester, die Kooperation mit der Verbandschule Platte beim Konzert „Neue Deutsche Welle“ im Herbst 2005, die Zusammenarbeit mit Werscha Brass bei der Sommerserenade im Juni 2006, die Beteiligung zahlreicher Ohrwurmmitglieder einschließlich Chorleiter Thomas Ungerer an dem Body and Soul Projekt des Gospelchores Iptingen im Frühjahr 2006 und zuletzt das Crossoverkonzert „Mozart meets Friends“, wieder in Kooperation mit der Verbandschule Platte, zeigen, dass der Liederkranz Wiernsheim stets offen ist für neue Ideen und neue Wege.
Vieles davon ist unserem Chorleiter Thomas Ungerer zuzuschreiben – wir danken ihm von Herzen für sein Engagement, seine Ausdauer mit uns, seine Ideen und sein Geschick, mit dem er uns stets aufs Neue an Neues heranführt.

Natürlich ist jeder Wandel, jede neue Idee mit einem Risiko verbunden, doch gerne zitieren wir hier den Chormeister des Chorverbandes Enz (früher Enzgau) Werner Dippon:

„Nichts geschieht ohne Risiko, doch ohne Risiko geschieht erst recht nichts“.

 

 

Vieles ist in den vergangenen 150 Jahren Liederkranz Wiernsheim geschehen – wagen wir uns an die Zukunft!

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